Impfschutz bei HIV-/Aids-Erkrankung | Wir fürs Impfen

Impfschutz bei HIV-/Aids-Erkrankung

HIV und die daraus entstehende schwere Immunschwächekrankheit Aids gehören zu den bekanntesten Immundefekten, die durch eine Krankheit hervorgerufen werden. Die Diagnose HIV gilt für den Patienten lebenslang.

Doch dank moderner Therapiemöglichkeiten haben HIV-Patienten eine annähernd normale Lebenserwartung. Sogenannte antiretrovirale Therapien bekämpfen das Virus und erhalten die Funktionsfähigkeit des Immunsystems aufrecht. 

Dennoch haben Menschen mit HIV ein erhöhtes Risiko, an Begleiterkrankungen wie Lungenentzündung, Grippe oder weiteren ernstzunehmenden Infekten zu erkranken. Ein umfassender Impfschutz, zum Beispiel gegen Pneumokokken (Lungenentzündung), ist für sie daher besonders wichtig. Hinzu kommt: Impfungen können HIV-Patienten die Angst vor zusätzlichen Krankheiten nehmen – das steigert die Lebensqualität und Lebensfreude.

Welchen Einfluss hat HIV auf unser Immunsystem und was bewirkt eine Therapie? Warum ist der Impfschutz für HIV-Patienten so wichtig?

 

In diesem Artikel:

  • HIV und Einfluss auf das Immunsystem

  • Infektanfälligkeit und Vorbeugung gegen Krankheiten

  • STIKO-Impfempfehlungen für Menschen mit HIV

HIV und Einfluss auf das Immunsystem

HIV steht für Humanes Immunschwäche-Virus, das bedeutet so viel wie menschliches Abwehrschwäche-Virus. Diese Bezeichnung beschreibt bereits, was eine HIV-Infektion kennzeichnet: Das HI-Virus zerstört kontinuierlich die sogenannten CD4+-T-Helferzellen im Blut, die eine zentrale Rolle für die Funktion unseres Immunsystems spielen. Die Folge ist eine Schwächung der Körperabwehr und damit verbunden eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte. Wird eine HIV-Infektion nicht medizinisch behandelt, sinkt die Anzahl der CD4+-T-Zellen immer weiter, bis es schließlich – meist nach mehreren Jahren – zu einem schweren Immundefekt kommt. Man spricht dann von der Immunschwächekrankheit AIDS, dem „Acquired Immune Deficiency Syndrome“ oder übersetzt: erworbenes Abwehrschwäche-Syndrom. In diesem Stadium ist das Immunsystem der Betroffenen nicht mehr in der Lage, Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Pilze zu bekämpfen. Die Folgen sind zahlreiche schwere Infekte, wie zum Beispiel Lungenentzündung, Pilzinfektionen oder Tuberkulose, die zum Tod führen können. 

Heilbar ist HIV nicht – doch dank moderner antiretroviraler Therapien (ART) können Menschen mit HIV heutzutage erfolgreich behandelt werden. Ziel der Therapie ist es, die Konzentration des HI-Virus (Viruslast) im Körper deutlich zu reduzieren und damit die Anzahl der CD4+T-Zellen stabil zu halten. Auf diese Weise bleibt die Funktionsfähigkeit des Immunsystems weitestgehend erhalten und das Risiko gefährlicher Begleiterkrankungen sinkt deutlich.

Illustration HI-Virus
Das HI-Virus schwächt das Immunsystem, indem es wichtige Immunzellen zerstört.

Mit einer erfolgreichen Therapie haben Menschen mit HIV eine fast normale Lebenserwartung. Sinkt die Viruslast unter die Nachweisgrenze, ist auch eine Ansteckung nahezu ausgeschlossen. Wichtig bleiben eine möglichst frühzeitige Diagnose der HIV-Infektion und der Beginn der antiretroviralen Behandlung, bevor das Immunsystem zu großen Schaden nimmt.

Infektanfälligkeit und Vorbeugung gegen Krankheiten

Wichtig ist: Auch mit einer antiretroviralen Therapie bleibt das Immunsystem von Menschen mit HIV geschwächt. So haben sie zum Beispiel ein erhöhtes Risiko an einer Pneumokokken-Infektion zu erkranken. Pneumokokken-Bakterien lösen Krankheiten wie Lungenentzündung, Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung aus. HIV-Patienten haben ein durchschnittlich 3,6-fach so hohes Risiko für eine Lungenentzündung wie Personen ohne eine Abwehrschwäche. 

Pneumokokken-Impfung bei HIV

Aus dem Grund empfiehlt die STIKO (Ständige Impfkommission) Menschen mit einer HIV-Infektion oder AIDS-Erkrankung eine sequenzielle Impfung gegen Pneumokokken. Sequenziell bedeutet, dass innerhalb eines bestimmten Zeitraums mehrere Impfungen verabreicht werden, um den Impferfolg vollständig und über einen möglichst langen Zeitraum zu gewährleisten. Eine sequenzielle Pneumokokken-Impfung erfordert zwei Impfungen im Abstand von sechs bis zwölf Monaten.Diese Impfungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet.

Bluttest
Beim Arzt können HIV-Tests durchgeführt werden – seit Neuestem sind auch HIV-Selbsttests in Apotheken erhältlich.

Impfplanung für Menschen mit HIV

Grundsätzlich ist ein umfassender Impfschutz für Menschen mit einer HIV-Infektion oder AIDS-Erkrankung besonders wichtig. Gemeinsam mit ihrem behandelnden Haus- oder Facharzt sollten HIV-Patienten regelmäßig ihren Impfstatus abklären und einen Impfplan erstellen. Da der Impferfolg unter anderem vom Immunstatus, also von der Anzahl der CD4+-T-Zellen, abhängig ist, sollte auch dieser regelmäßig überprüft werden.

Generell sollten für die Planung einer individuellen Impfstrategie im Patienten-Arzt-Gespräch unter anderem folgende Punkte berücksichtigt werden:

    • allgemeiner Gesundheitszustand
    • derzeitiger individueller Behandlungsplan
    • aktueller Immunstatus, also Anzahl der CD4+-T-Helferzellen und HI-Viruslast
    • Impfstatus laut Impfpass
    • sofern angezeigt, Kontrolle der Antikörper-Konzentrationen im Blut (Titerkontrolle) hinsichtlich relevanter Infektionskrankheiten
    • Lebensumstände des Patienten, die ein erhöhtes Infektionsrisiko bergen, zum Beispiel medizinischer Beruf, geplante Reisen, häufig wechselnde Sexualpartner oder erkrankte nahestehende Personen
    STIKO-Impfempfehlungen für Menschen mit Immunschwäche durch Krebs
    Prävention durch Impfungen: Ziel ist es, Erkrankungen bestmöglich vorzubeugen.
    STIKO-Impfempfehlungen für Menschen mit HIV

    Die STIKO empfiehlt Menschen mit HIV neben der Impfung gegen Pneumokokken auch Impfungen gegen Grippe (Influenza), Herpes Zoster und gegen Hepatitis B. In Abhängigkeit von Gesundheitszustand und Lebensumständen des Patienten sind zudem weitere Impfungen angezeigt.

    Hier erfahren Sie mehr über die Impfempfehlungen der STIKO für Menschen mit einer Immunschwäche.

    Quellen:

    1 Pelton. S. I. et al. BMC Infect. Dis. 15, 470 (2015)
    2 Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin 34/20, (letzter Zugriff am 19.04.2023)
    3 Gemeinsamer Bundesausschuss, Schutzimpfungs-Richtlinie (letzter Zugriff am: 19.04.2023)