Impfstoffarten und wie sie hergestellt werden

Welche Impfstoffarten gibt es?

Mit Impfstoffen soll eine Immunität gegen die Erreger bestimmter Infektionskrankheiten aufgebaut werden. Dabei wird das Immunsystem trainiert, auf eben diese Erreger zu reagieren, indem z. B. Antikörper gebildet werden, die dann im Ernstfall aktiv werden.

Grundsätzlich werden zwei Arten von Impfstoffen unterschieden: Lebendimpfstoffe und Totimpfstoffe.

Gesundheit und Medizin

Lebendimpfstoffe

Bei der Verwendung von Lebendimpfstoffen werden äußerst geringe Mengen abgeschwächte Erreger verwendet. Diese sind für den Körper nicht gefährlich, da sie die Krankheit nicht mehr auslösen können. Aber sie regen den Körper und vor allem das Immunsystem an, z. B. Antikörper zu entwickeln, die diese Erreger abwehren können. Eine Immunität mit Lebendimpfstoffen hält meist ein Leben lang – das heißt, eine regelmäßige Auffrischung ist nicht nötig. Ein Beispiel hierfür ist die Masern-Mumps-Röteln-Impfung.

 

Inaktivierte Impfstoffe/Totimpfstoffe

Bei der Impfung mit inaktivierten Erregern handelt es sich um abgetötete Erreger oder sogar nur Teile von ihnen. Diese reichen aus, um das Immunsystem zu aktivieren. Die meisten heute verwendeten Impfstoffe sind inaktiviert. Werden sie verwendet, ist unter Umständen eine regelmäßige Auffrischung vonnöten. Diese werden im Impfkalender aufgezeigt.

Herstellung und Sicherheit von Impfstoffen

Die Herstellung von Impfstoffen ist ein sehr zeitintensiver Prozess, der ständigen Prüfungen unterworfen ist. Insgesamt dauert es circa zwei bis drei Jahre, bis ein Impfstoff fertiggestellt wird. In dieser Zeit durchläuft der Impfstoff hunderte verschiedene Qualitätskontrollen. Kommt es während dieses Vorgangs zu Auffälligkeiten, müssen gegebenenfalls alle bestehenden Impfdosen vernichtet werden. Gleichzeitig bedeutet dies, dass der ganze Herstellungsprozess von vorne gestartet werden muss.

Nur so kann der hohe Qualitätsstandard, der von unabhängigen Forschungsinstituten und Wissenschaftlern vorgegeben wird, eingehalten werden. Bevor ein zugelassener Impfstoff in Deutschland in den Verkehr gebracht werden kann, erfolgt immer noch eine Chargenprüfung und -freigabe durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI).

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) übernimmt im Rahmen eines rein nationalen Zulassungsverfahrens für Impfstoffe auch die Entscheidung über deren Zulassung. Wird ein Impfstoff in mehreren europäischen Ländern verwendet und dafür in einem Prozess hergestellt, erfolgt die Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA). Und auch nach der Zulassung werden die Impfstoffe immer wieder kontrolliert, um die Sicherheit und zum Beispiel auch die Verträglichkeit zu gewährleisten. Ebenso spielen mögliche Nebenwirkungen bei diesen Kontrollen und der daraus resultierenden Zulassung eine große Rolle.

Wichtiger Hinweis
Paul-Ehrlich-Institut (PEI)

Das Institut ist benannt nach dem Immunologen und Nobelpreisträger Paul Ehrlich, der bereits im Jahr 1896 ein Institut gründete, welches sich der Untersuchung von Medikamenten widmete.1 Heute ist das Paul-Ehrlich-Institut für die staatliche Prüfung und die Genehmigung von Impfstoffen und biomedizinischen Arzneimitteln zuständig.2 Durch seine stetige Forschung und hohen wissenschaftlichen Standards garantiert das Institut die Qualität und Sicherheit von Impfstoffen für Menschen und Tiere.3

Wie kommt es zu Engpässen?

Aufgrund des komplexen Herstellungsprozesses von Impfstoffen kann es zu Engpässen kommen. Gründe hierfür sind zum einen, dass durch mögliche Auffälligkeiten bei der Qualitätskontrolle eine Verzögerung entstehen kann. Auch gibt es nur eingeschränkte Produktionskapazitäten, die nicht zu allen Zeiten aufgestockt werden können.5

Ein Grund hierfür könnte zum Beispiel eine veränderte Impfempfehlung sein. Wenn also die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Impfempfehlung auf einen größeren Personenkreis ausweitet, werden dementsprechend mehr Impfdosen benötigt.5

Des Weiteren können Engpässe auch durch den Ausfall von Konkurrenzprodukten entstehen. Entscheidet eine Firma, einen Impfstoff nicht mehr herzustellen, oder muss eine Charge mit Impfdosen vernichtet und neu produziert werden, hat dies ebenso Auswirkungen auf die Impfstoffe der Wettbewerber, da diese dann ersatzweise verwendet werden.5

Letztlich können auch sogenannte Impfkampagnen zu Engpässen führen. Also wenn sich zum Beispiel eine Behörde, ein Ministerium oder auch andere Organisationen medial stark für eine bestimmte Impfung einsetzen, erhöht sich die Nachfrage. Die vorher kalkulierte Menge an Impfstoffen ist dann unter Umständen nicht mehr ausreichend.5

Da der Herstellungsprozess eine mehrjährige Planung benötigt, dauert es, auf solche Gegebenheiten zu reagieren.

Bemerkt ein pharmazeutisches Unternehmen, dass ein Lieferengpass entsteht, wird dies an das PEI gemeldet. Dies ist der Fall, wenn die Lieferkette vom Hersteller für mindestens zwei Wochen unterbrochen wird. Das PEI gibt dann Hinweise, wie Apotheker und Ärzte weiter verfahren sollen. Lieferengpässe werden immer nur von den Herstellern gemeldet, nicht betroffen sind die Bestände von Apotheken und Ärzten.

Quellen:
1 Paul Ehrlich Institut, Paul Ehrlich (letzter Zugriff am: 19.04.2023)
2 Paul Ehrlich Institut, Aufgaben des Paul-Ehrlich-Instituts (letzter Zugriff am: 19.04.2023)
3 Paul Ehrlich Institut, Forschung am Paul-Ehrlich-Institut (letzter Zugriff am: 19.04.2023)
4 Paul Ehrlich Institut, Auflistung der Amtsaufgaben (letzter Zugriff am: 19.04.2023)
5 Ärzteblatt online, Lieferengpässe von Impfstoffen: Einblick in Zahlen und Hintergründe (letzter Zugriff am: 19.04.2023)