Impfschutz bei Krebs | Wir fürs Impfen

Impfschutz bei Krebs

Die Diagnose Krebs löst viele Fragen und Ängste aus. Krebs zu haben, bedeutet – einfach gesagt, ein bösartiger Tumor breitet sich im Körper aus und zerstört befallene Organe.

Es gibt über 100 verschiedene Krebsformen, jedes Organ kann betroffen sein. Auch wenn nicht jede Krebserkrankung lebensbedrohlich ist, so ist doch Krebs nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Durch diese Diagnose verändern sich nicht selten die Prioritäten im Leben der Betroffenen und bei deren Angehörigen.

Der Alltag muss rund um Untersuchungs- und Behandlungstermine neu organisiert werden. Chemo- und Strahlentherapie können zur starken physischen wie auch psychischen Belastung werden – und sie schwächen das Immunsystem der Patienten. Ihre Körperabwehr ist nicht mehr in der Lage, Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger ausreichend zu bekämpfen. Doch gerade in dieser schwierigen Zeit können zusätzliche Infekte wie Lungenentzündung oder Grippe nicht nur zu einer weiteren großen Belastung werden, sie können den Zustand des Patienten auch ernsthaft verschlechtern oder sogar einen lebensgefährlichen Verlauf nehmen. Ein umfassender Impfschutz ist für diese Patienten daher besonders wichtig. Hinzu kommt: Impfungen können Krebspatienten die Angst vor zusätzlichen Begleiterkrankungen nehmen, was ihre Lebensqualität und Lebensfreude steigert.

Folgend erklären wir, welchen Einfluss Krebserkrankungen auf unser Immunsystem haben und welcher Impfschutz für Krebspatienten besonders wichtig ist.

In diesem Artikel:

  • Welche Krebsarten gibt es und wie entstehen sie?

  • Immunschwäche durch Krebs

  • Infektanfälligkeit bei Krebs und Vorbeugung

  • STIKO-Impfempfehlungen für Menschen mit Immunschwäche durch Krebs

Welche Krebsarten gibt es und wie entstehen sie?

Der Begriff Krebs bezeichnet übergeordnet bösartige (maligne) Tumorerkrankungen – man spricht auch von malignen Neoplasien. Alle Krebserkrankungen haben eine Gemeinsamkeit: das unkontrollierte Wachstum von Tumoren, die in gesundes Gewebe eindringen und es verdrängen oder zerstören. Darüber hinaus zeichnen sich Krebszellen dadurch aus, dass sie, meist über das Blut oder die Lymphe, vom Ursprungsherd in weitere Organe absiedeln können. Hier bilden sie Tochtertumoren, sogenannte Metastasen. Davon abgesehen sind die Erscheinungsformen einer Krebserkrankung äußerst unterschiedlich. Grundsätzlich können alle Gewebe bzw. Organe des menschlichen Körpers von Krebs betroffen sein. Anhand der Gewebe, aus denen die Tumorzellen stammen, unterscheidet man drei Hauptgruppen maligner Tumoren: Karzinome (epitheliale Tumoren), Sarkome (mesenchymale Tumoren) sowie Leukämie und Lymphome (Hämoblastosen, tumorartige Erkrankungen des blutbildenden Systems). Auch Mischformen sind möglich.

Bösartige Tumorzellen entstehen aus ursprünglich gesunden Zellen. Der Grund für die Mutation sind meist Schäden oder Fehler am Erbmaterial der Zelle. Ist das Reparatursystem der Zellen nicht in der Lage, diese Fehler zu beheben, „entarten“ Zellen – sie wachsen und teilen sich unkontrolliert, sie sterben nicht ab, wie sie es sollten, und sie können ihren Ursprungsort im Gewebe verlassen. Die Ursachen und Auslöser für diese Vorgänge sind bei vielen Krebsarten noch nicht bis in alle Einzelheiten geklärt. 

Man kennt jedoch viele Faktoren, die das Entstehen von malignen Tumorerkrankungen begünstigen. Hierzu zählen UV-Strahlen, Tabakrauch, Chemikalien, chronische Infektionen, ein erhöhter Alkoholgenuss sowie eine ungesunde Ernährung und wenig Bewegung.

elche Krebsarten gibt es und wie entstehen sie?
Es gibt eine Vielzahl an bösartigen Tumorerkrankungen, die unterschiedliche Therapien erfordern – die sogenannte Chemotherapie ist eine der klassischen Behandlungsformen.

In fünf bis zehn Prozent der Fälle besteht eine erbliche Veranlagung zu Krebserkrankungen.1 Auch mit steigendem Alter erhöht sich das Krebsrisiko, denn je älter der Mensch wird, desto unzuverlässiger arbeitet das Reparatursystem der Zellen.

Immunschwäche durch Krebs

Zu den klassischen Behandlungsmöglichkeiten einer Krebserkrankung gehören neben der operativen Entfernung des krankhaft veränderten Gewebes bzw. eines Tumors auch die Chemo- und Strahlentherapie.2 Diese beiden Therapieformen haben das Ziel, die sich schnell teilenden Tumorzellen zu bekämpfen. Dabei werden allerdings in der Regel auch Vorläufer von wichtigen Immunzellen geschädigt. Die zusätzliche Behandlung vieler Krebserkrankungen mit sogenannten Kortikosteroiden verstärkt die immunsupprimierenden Effekte. Die Folge: Die Therapie schwächt das Immunsystem, wodurch Infektionserreger nicht mehr effektiv bekämpft werden können.

Auch Krebserkrankungen wie Leukämien und Lymphome können Ursache einer Immunschwäche sein. Hierzu gehören zum Beispiel bösartige Erkrankungen des lymphatischen Systems wie die akute lymphoblastische Leukämie (ALL). Bei dieser akut auftretenden Form der Leukämie entarten Vorläuferzellen der Lymphozyten. Diese sogenannten T- und B-Zellen erfüllen wichtige Aufgaben der Immunabwehr. So kommt es aufgrund einer Verringerung der absoluten Anzahl der Lymphozyten zu schweren Immundefekten. Eine zusätzliche Chemotherapie verstärkt die immunsuppressiven Effekte.

Immunschwäche durch Krebs
Chemo- und Strahlentherapie schwächen das Immunsystem, die Ansteckungsgefahr ist entsprechend erhöht.

Infektanfälligkeit bei Krebs und Vorbeugung

Infektanfälligkeit bei Krebs und Vorbeugung
Die Verabreichung von Totimpfstoffen ist für Krebspatienten unbedenklich – die jeweilige Immunantwort ist abhängig von der individuellen Immunsuppression und sollte vom Arzt überprüft werden.

Die immunsuppressiven Nebeneffekte der Chemo- und Strahlentherapie sowie die immunmodulatorischen Effekte einiger Krebsarten haben für Patienten ein deutlich erhöhtes Infektionsrisiko zur Folge. So haben sie unter anderem ein erhöhtes Risiko, an einer Pneumokokken-Infektion zu erkranken. Pneumokokken-Bakterien lösen Krankheiten wie Lungenentzündung, Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung aus. Patienten mit Krebs zum Beispiel haben ein durchschnittlich 3,5-fach so hohes Risiko für eine Pneumokokken-Infektion wie gesunde Menschen.3 Für Menschen mit einer Krebserkrankung ist die Impfung gegen Pneumokokken daher vor allem vor dem Beginn einer Chemo- oder Strahlentherapie wichtig. Sie kann einen lebensbedrohlichen Zustand abwenden und dabei helfen, die Lebensqualität aufrechtzuerhalten.

STIKO-Impfempfehlungen für Menschen mit Immunschwäche durch Krebs

STIKO-Impfempfehlungen für Menschen mit Immunschwäche durch Krebs
Prävention durch Impfungen: Ziel ist es, Erkrankungen bestmöglich vorzubeugen.

Impfplanung bei Krebserkrankungen

Gemeinsam mit ihrem behandelnden Haus- oder Facharzt sollten Krebspatienten regelmäßig ihren Impfstatus überprüfen und einen Impfplan erstellen. 

Folgende Punkte sollten in die Planung einer individuellen Impfstrategie für Krebspatienten im Arzt-Gespräch einfließen:

  • allgemeiner Gesundheitszustand
  • Impfstatus laut Impfpass
  • rechtzeitige Planung notwendiger Impfmaßnahmen im Vorfeld einer Chemo- oder Strahlentherapie
  • sofern angezeigt, Kontrolle der Antikörperkonzentrationen im Blut (Titerkontrolle) hinsichtlich relevanter Infektionskrankheiten – auch zur Kontrolle des Impferfolgs
  • Lebensumstände des Patienten, die ein erhöhtes Infektionsrisiko bergen, zum Beispiel medizinischer Beruf, geplante Reisen oder erkrankte nahestehende Personen

Quellen:

1 Deutsche Krebshilfe, Was ist Krebs? (letzter Zugriff am: 19.04.2023)
2 Lustberg MB. Clin Adv Hematol Oncol. 2012;10(12): 825–826
3 Pelton SI et al. BMC Infect. Dis. 2015;15:470
4 Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin 34/20, (letzter Zugriff am: 19.04.2023)
5 Gemeinsamer Bundesausschuss, Schutzimpfungs-Richtlinie (letzter Zugriff am: 19.04.2023)